Anlässlich des Vorschlags hochrangiger CDU- und FDP-Politiker sowie der baden-württembergischen Grünen, Asylverfahren außerhalb Europas durchzuführen, ist es angebracht, einige grundsätzliche Überlegungen anzustellen. Da diesen Politikern nicht unterstellt werden soll, durch Outsourcing der Asylverfahren etwa an einen afrikanischen Folterstaat das „Asylproblem“ exterminatorisch lösen lassen zu wollen (für solche Vorschläge gibt es andere Parteien), ist der Sinn dieses Vorhabens woanders zu suchen.

In einem Beitrag für die F.A.Z. formulieren der NRW-Integrationsminister Stamp (CDU) und Finanzminister Lindner (FDP) das Ziel einer gemeinsamen Asyl- und Einwanderungspolitik folgendermaßen: „Eine liberale Einwanderungspolitik, wie sie uns vorschwebt, muss auf Kontrolle, klaren Regeln und funktionierendem Management basieren …“ (zit. n. www.fdp.de/seite/dossier-neuanfang-der-migrationspolitik)

Damit wird klar, dass das Problem nicht in irgendwelchen materiellen Engpässen gesehen wird, sondern in der Überforderung der zuständigen Verwaltungen. Unabhängig davon, ob dies an der mangelnden personellen Ausstattung oder der geringen Arbeitsleistung der dort Beschäftigten liegt, besteht „funktionierendes Management“ bei den aktuellen Vorschlägen offensichtlich darin, Verwaltungsleistungen via Outsourcing erbringen zu wollen. Dass dies auf Kosten der Betroffenen geht, ist insofern uninteressant, als es sich um eine gängige Praxis bei dysfunktionalen Strukturen und Verhaltensweisen im Bereich öffentlicher Dienstleistungen handelt. Jeder Bahnkunde hat dies bereits mehrfach am eigenen Leib erfahren.

Daher sollte das Outsourcing-Modell nicht auf Asylverfahren beschränkt bleiben; es gibt noch genügend andere Bereiche, in denen öffentliche Dienstleistungen nur rudimentär erbracht werden. So wäre es sicherlich überaus effektiv, Outsourcing etwa bei der Rentenversicherung vorzunehmen. Als Standorte kämen Mallorca (für Besserverdienende) und Moldawien (für Bedürftige) in Betracht. Gerichtsprozesse können wesentlich zeitsparender und endgültiger in Nordkorea oder Saudi-Arabien durchgeführt, Bürgergeld in der Ukraine oder Syrien beantragt werden, und für Bauanträge bietet sich Legoland an. Nur das Abnicken von Steuersparmodellen sollte weiter in Deutschland passieren.