Kurz vor Aschermittwoch lohnt sich ein Blick auf den Fasching und eine auffällige Veränderung in der Kostümierung von Kindern. Denn man sieht nur noch wenige als Afrikaner oder Chinesen geschminkte Kinder, und auch die Zahl der Winnetous und namenlosen Squaws ist stark zurückgegangen. Offensichtlich zeigt die Kritik an Black- oder Yellow-Facing und damit am Rassismus aus der Schminktube ebenso ihre Wirkung wie die Kritik an der kulturellen Aneignung fremd-kultureller Praktiken und Accessoires. So löblich das ist, so wenig kann das aber schon alles sein. Es gibt nämlich wesentlich härtere Kaliber, die es anzugehen gilt.
Wer denkt da nicht sofort an das Münchener Oktoberfest, auf dem sich in Lederhosen und Dirndl gewandete Italiener (!), Japaner (!!) und sogar Amerikaner (!!!) tummeln?! Jedem Gegner von kultureller Aneignung und Black-etc.-Facing muss daran gelegen sein, ausländischen Besuchern des Oktoberfests das Tragen von bayerischer Tracht und das Sich-Bemalen mit weiß-blauen Rautenmustern usw. zu untersagen. Selbstverständlich darf diese Reinigung des Oktoberfests nicht auf Ausländer beschränkt bleiben – diese sollen ja nicht diskriminiert werden –; sondern auch alle anderen Personen haben sich bayerischer Äußerlichkeiten zu enthalten, wenn sie keine authentischen Bayern sind, also z. B. Preußen, Dunkelhäutige, CSU-Gegner, Nicht-Katholiken oder sexuell Abartige. Zugleich sollte politisch darauf hingewirkt werden, dass alle „Oktoberfeste“ in China oder den USA ab sofort zu unterlassen sind, um die einzigartigen Merkmale des Bayerisch-Seins vor dem Missbrauch durch kulturell Fremdstämmige zu schützen.
Natürlich sind Gäste aus aller Welt weiterhin gerne in München und ganz Deutschland gesehen; es darf aber erwartet werden, dass sie entsprechend ihrer kulturellen Herkunft eindeutig identifizierbar sind. Das kann beim Spanier ein geschmackvoller Torero-Anzug oder ein Flamenco-Kleid sein, der Afrikaner muss nicht auf sein Bast-Röckchen verzichten, und der Inder ist mit Sari und in Schutzhülle transportiertem Nagelbrett ebenso willkommen wie der US-Amerikaner mit Cowboy-Hut und/oder orangefarbenem Wischmopp auf dem Kopf.
Dann stünden nicht mehr nur die Kinder in der vordersten Linie im Kampf gegen kulturelle Aneignung, Blackfacing und die sonstigen Kräfte des Bösen. Sondern auch diejenigen, die sich das alles ausgedacht haben. Helau!
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